Jans Kolumne
Bergfest
Willkommen zurück auf der Seite mit wenig Schachinhalt, dafür mit vielen schlechten Fotos! Im heutigen Update geht es um Schlangen von Schachspielern, englische Partievorbereitung, spanische Aufstellungspolitik, norwegische Eröffnungstricks und blinde Gegner.
Gestern war Ruhetag, zumindest Dänemark und ich haben ihn auch genau so genutzt. Ein bisschen Sport, etwas Vorbereitung, Piza essen in Khanty-City, das wars. Schliesslich galt es, sich von den Strapazen der ersten fünf Runden und der anschließenden Bermuda-Party angemessen zu regenerieren.
Die größte Herausforderung bei der Party bestand darin, überhaupt reinzukommen. So lange angestanden habe ich nicht mehr, seitdem ich das letzte Mal eigenhändig versucht habe, ein Visum für Russland zu ergattern.
Es gab mehr als nur einen Feierlustigen, der letztendlich vor der Schlange und den nicht mehr ganz so sommerlichen Temperaturen kapituliert und unverrichteter Dinge den Heimweg angetreten hat.
Einmal im Warmen, hatten dann aber alle Beteiligten viel Spaß. Mit Details verschone ich euch, mehr als diesen Snapshot gibts nicht:
Ausgezahlt hat sich das Experiment nicht, ich sehe gerade, dass Adams die Partie gewonnen hat, Carlsens zweite 0 mit Schwarz in Folge! An der Eröffnung lags freilich nicht.
Gegen Carlsen mit Schwarz anzutreten, scheint nach wie vor kein besonders beliebter Job zu sein. So überraschten die Spanier eine Runde zuvor mit der Maßnahme, ihr Spitzenbrett Shirov gegen Norwegen pausieren zu lassen. Nicht alle Mannschaftskollegen werden von dieser Idee begeistert gewesen sein. Paco Vallejo half an eins aus, unterlag aber. Heute pausiert Shirov erneut, steckt ihm die Niederlage gegen van Wely aus Runde vier immer noch in den Knochen oder hatte Paco keine Lust, erneut mit Schwarz anzutreten? Für Gesprächsstoff auf den Mannschaftssitzungen scheint jedenfall gesorgt.
Für Dänemark geht es heute gegen IBCA, die Auswahl der Blinden. Das Match läuft etwas anders als gewohnt, die Blinden machen ihren Züge auf einem separaten Brett, unsere Züge auf dem großen Brett werden entweder laut angesagt oder von Helfern übermittelt. Die Mannschaft ist keinesfalls zu unterschätzen, dennoch zählt nur ein Sieg, um nicht ganz den Anschluss zu verlieren. Noch steht es 0-0 und ich bin am Mitfiebern.
- Datum: 27.09.2010
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- Tags: schacholympiade | bermuda-party | england | carlsen | spanien
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Ist ein kleiner Seitenblick auf die deutsche Herrenmannschaft erlaubt?
Buhmann spielt wirklich gut (heute Remis gegen Le (fast 2700) und Bindrich bzw. Huschenbeth (4,5 aus 5!) überragend ! Ich finde sie halten sich besser als die meisten vermutet haben. Zwar wird es sich für die Top 10 wahrscheinlich nicht ausgehen, aber bis jetzt ist es recht respektabel, siehe das 2:2 gegen Vietnam.
Das kommt vielleicht noch vom Blogmaster wenn Dänemark gegen Deutschland spielen sollte - möglich ist es denn derzeit sind sie nach Mannschaftspunkten gleichauf, nachdem die nördlichen Nordlichter Andorra heute mit 2.5-1.5 geschlagen haben. Und morgen haben beide Teams gegen Italien bzw. England wenig zu verlieren.
Bevor ich jetzt zu hämisch rüberkomme: Auch von mir DANKE für die vielen Inside-Informationen, bekommt man in ähnlicher (aber anderer) Form sonst nur von Bareev über das russische Team.
Trotz allem, die deutsche Mannschaftsaufstellung mit der C-Mannschaft ist und bleibt ein Skandal hoch drei,egal wie sie nun abschneidet!!
Und dass ein Spieler im Team ist, den sogar ich (!!) vor nicht allzu langer Zeit mit Schwarz (!!) vom Brett fegte, sagt doch alles. Armes Deutschland!!
Yours sincerely,
PositionalGuy
-> Positional Guy
Stimmt! Da der Schachbund offensichtlich sehr arm ist und trotz unendlich einsatzfreudiger Versuche der Sponsorenakquirierung (man liest das ja täglich auf Seite 1 in der "Bild") nur eine Jugendmannschaft stellen kann, würde ich vorschlagen, für die nächste Olympiade einfach die Bretter per Ebay zu versteigern. Dann kann man sicher bei der übernächsten wieder voll auffahren!! Außer natürlich, das Geld muss bis dahin wieder für wahnsinnig wichtige Dinge ausgegeben werden (z.B. Breitensport-Mitglieder-Abstoßungs-Aktionen) oder fällt der nächsten Wirtschaftskrise zum Opfer. :D
Da man mit Schach nun mal keine Zielgruppe mit kaufkräftiger Relevanz ansprechen kann und eine mediale Präsenz nicht existiert, ist es fast unmöglich Sponsoren zu finden. Die Mitgliederzahl des Verbandes ist mit 90K auch sehr gering (Vgl. Verband Deutscher Sportfischer 670K) und wird in Zukunft noch weiter schrumpfen. Es wird also dringend Zeit für eine Neuausrichtung des deutschen Schachbundes, um zumindest ein paar Talente fördern zu können und nicht komplett in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.
Die Geister die ich rief...
Es war wirklich nicht meine Absicht diese Diskussion neu zu entfachen. Aber die Bezeichnung C-Team finde angesichts der bisherigen Leistungen nicht gerecht.
Und laut Kaderliste des DSB gehören Buhmann, Bindrich und Bogner dem B-Kader des Deutschen Schahbunds an, wie auch unser Blogmaster ;-)
wie wäre es mit einem vergleich mit unseren nachbarn im osten und westen!? dort haben es die verbände immerhin geschafft, fast ausnahmslos die besten spieler an die bretter zu bringen. ob das daran liegt, daß die spitzenspieler dort materiell weniger anspruchsvoll oder die funktionäre erfolgreicher bei der sponsorenaquise sind? die tatsache, daß diese verbände in batumi auch nicht leer ausgingen, deutet in meinen augen klar darauf hin, daß dort auch anderes besser funktioniert...
@ps Auch andere haben Probleme:
Rumänien hat gar keine Mannschaft und bei Belgien fehlen die ersten 4 der Fide-Rangliste. Wenn ich mich recht erinnere können die Engländer auch nur aufgrund eines erfolgreichen Spendenauffs teilnehmen
ob es nicht besser gewesen wäre, auch keine mannschaft zu nominieren, und von herrn weizäcker ehrlicher, seine ecu-kandidatur zurückzuziehen? so müssen wir uns wohl tatsächlich eher mit belgien vergleichen als mit frankreich oder polen. sicher schlägt sich das b- oder c-team gut, richtig geil wäre es aber gewesen, die hätten dem dsb auch die kalte schulter gezeigt!